Fest der heiligen Barbara

4. Dezember

Traditionsgemäß wurde das Fest der heiligen Barbara als Schutzpatronin der Bergleute von der Seniorengruppe der Revag/DMT feierlich begangen – Anfang Dezember im Museum der ehemaligen Zeche Westhausen im Fördermaschinenhaus von Schacht III. Im Dezember 2023 wurde hier letztmalig eine Barbarafeier, immerhin die 25., gefeiert. Die Leiterin des Museums verabschiedete sich damit auch in den Ruhestand. Sie hatte die federführende Organisation der Barbarafeiern, die aber nur mit Hilfe aller Mitglieder der DMT – Seniorengruppe stattfinden konnte. Auch diese Gruppe hat sich aus Altersgründen aufgelöst. Seit dem 31.12.2023 hat das Museum seine Türen für immer geschlossen.

Die heilige Barbara ist in aktiven und ehemaligen Bergbaurevieren der Welt die bekannteste und auch wichtigste Schutzpatronin: sie behütet die Bergleute bei ihrer oft gefahrvollen Arbeit in den Bergwerken und Gruben und wird daher alljährlich im Dezember, dem traditionellen Barbaratag, besonders geehrt.

Folgendes Zitat aus dem Buch: Durch das Jahr- durch das Leben. Hausbuch der christlichen Familie, Verschiedene Autoren, Kösel- Verlag 3. Auflage 1986, Seite 308: „Ein alter Brauch ist es, am Fest der heiligen Barbara einen Forsythien- Zweig oder einen winterharten Kirschzweig über Nacht in lauwarmes Wasser zu legen und am anderen Tag den Zweig in einen Krug mit Wasser zu stellen. Alle drei Tage wird das Wasser gewechselt und in der Wärme des Hauses treiben die Knospen. Um Weihnachten brechen dann die Blüten hervor. Sie erinnern an den Sproß aus der Wurzel Jesse. Sie sind ein schönes Zeichen für die Geburt Christi.

Dieser Brauch geht auf zurück auf eine Legende von der heiligen Barbara. In einer Zeit der Christenverfolgung lebte ein heidnischer Kaufmann mit seiner Tochter Barbara im Morgenland. Er erfuhr das sie Christin geworden sei, hatte aber für seine Tochter einen reichen jungen Mann ausgesucht den sie heiraten sollte. Dieser würde aber keine Christin zur Frau nehmen. Barbara sollte deshalb ihren Glauben aufgeben. Sie wollte aber Christin bleiben. Der Vater ließ sie daraufhin in den Keller eines Turmes einsperren, danach kam sie ins Gefängnis. Auf dem Weg dorthin verfing sich ein Kirschenzweig in ihrem Kleid. Den stellte Barbara in einen Krug mit Wasser. An dem Tag, an dem der Zweig aufblühte, wurde sie zum Tode verurteilt. Die Bergleute verehren sie als ihre Schutzpatronin. Wie in den finsteren Turm fällt auch in den tiefen Kohleschacht kein Tageslicht. Festlich begehen die Bergleute vielerorts den Barbara-Tag. Sie rufen die Heilige an, für sie bei Gott zu beten, dass ihnen in der Tiefe kein Unheil zustößt.“                                          

Barbarazweige

Ich brach drei dürre Reiselein

vom harten Haselstrauch

und tat sie in ein Tonkrüglein,

warm war das Wasser auch.

Das war am Tag Sankt Barbara,

da ich die Reislein brach,

und als es nah an Weihnacht war,

da ward das Wunder wach.

Da blühten bald zwei Zweigelein.

Und in der Heiligen Nacht

brach auf das dritte Reiselein

Und hat das Herz entfacht.

Ich brach drei dürre Reiselein

vom harten Haselstrauch,

Gott lässt sie grünen und gedeihn

wie unser Leben auch.

Dieses Gedicht von Heinz Grunow stammt aus einem alten Lesebuch „Die Sieben Ähren“- Für Katholische Volksschulen, 3.u.4.Schuljahr, Seite 126“, Verlag F. Kamp, Bochum.

Wolfgang Schlesiger und Hans-Joachim Schroeter

Bergbauausstellung in Huckarder Apotheke

Bereits seit Freitag, 6. September 2024, ist im Schaufenster der Markt- Apotheke in Dortmund–Huckarde, Rahmer Straße 3, wieder eine kleine Bergbau-Ausstellung mit dem Thema „Abschied von der Kohle“ zu sehen. Der ehemalige Bergmann Hubert Dubielczyk hat einige Exponate für diese Ausstellung zusammengetragen.

Hubert Dubielczyk war aktiv im Museum unserer ehemaligen Zeche Westhausen in Dortmund–Bodelschwingh tätig und hat ebenfalls im Geschichtskreis der ehemaligen REVAG–Seniorengruppe Westerfilde/Bodelschwingh mitgewirkt.

Er hat bereits viele Ausstellungen, an verschiedenen Orten, rund um das Thema Zechen und Bergbau gezeigt. Die Ausstellung in der Markt- Apotheke in Huckarde wird  bis zum 1. Oktober 2024 zu sehen sein.

Ein Hinweis: Das Museum auf der ehemaligen Zeche Westhausen in Bodelschwingh ist bereits seit dem 31.12.2023 dauerhaft geschlossen und auch der Geschichtskreis hat sich zwischenzeitlich aufgelöst.

Hubert Dubielczyk (l), Gerhard Hendler von der IGBCE Huckarde/Dorstfeld (2v.r) und eine Mitarbeiterin der Markt-Apotheke.

Die Ausstellung wurde auch von Pfarrer Michael Ortwald aus Huckarde besucht, der hier mit Hubert Dubielczyk einen wertvollen Krug betrachtet. Zum Abschluss wurden einige Strophen des Steigerliedes gesungen.

Zu seiner Ausstellung schreibt Hubert Dubielczyk :

Die  Bilder (Anm.: im Schaufenster) betreffen den Abschied von der Kohle im Dezember 2018. Zwei Anlagen waren von der Schließung betroffen: Anlage Niederberg und Anlage Prosper. In den Ruhestand gingen von diesen Anlagen ca. 2000 Bergleute.Die Verabschiedung und Schließungen wurde von dem RAG- Unternehmen mit dem jetzigen Bundespräsidenten Steinmeier vorgenommen. (siehe Schaufensterbilder).

Die Wetterlampen wurden für die Sicherheit im Bergbau benutzt. Heute werden diese Aufgaben durch elektronische Geräte ersetzt. Schaufenster – Mitte zeigt nochmals die Anzahl der Anlagen, die vor circa 20-25 Jahren noch vorhanden waren. Das letzte Stück Kohle befindet sich ebenfalls im Fenster (Prosper- Haniel 18.12.2018).

Diesjährige Ausstellung: IGBCE Huckarde/Dorstfeld – Glückauf

Text: Wolfgang Schlesiger/Hubert Dubielczyk. Fotos: Wolfgang Schlesiger

Unterwegs mit Diethelm Textoris

Zu einem Lichtbildervortrag von und mit Diethelm Textoris und dem Thema „Wandern vor der Haustür- Impressionen vom Dortmunder Rundweg“ hatte der Freundeskreis Wiesengrund-Westerfilde am 26.10.2021 in die Gaststätte „Im schönen Wiesengrund“ eingeladen. Dolf Mehring vom Freundeskreis Wiesengrund – Westerfilde begrüßte den Referenten und die Besucher. Nach einigen Informationen  zu kommenden Veranstaltungen des Freundeskreises übergab er das Wort an den Referenten dieses Abends.

 

 

 

 

 

Diethelm Textoris nahm die Besucher seines Vortrages mit auf seine Wanderung von Groppenbruch bis zur Hohensyburg , das ist etwa die Hälfte des Dortmunder Rundweges (Die Gesamtlänge ist ca. 130 km, die gesamte Strecke wurde auch von Diethelm Textoris gewandert).

Seine  wunderschönen Fotos zeigten den durch grüne Landschaften führenden  Dortmunder Rundweg (ein D im Kreis), zeigten aber auch auf die Sehenswürdigkeiten am Rande des Wanderweges, wie zum Beispiel Schloss Bodelschwingh und die Evangelische Schlosskirche in Bodelschwingh, den Brunosee zwischen Castrop-Rauxel und Dortmund-Mengede, den zugefrorenen Dortmund-Ems-Kanal und noch vieles, vieles mehr.

Die Besucher konnten sich an sehr schönen Fotos von blühenden Pflanzen und Blumen aus Gärten und aus der freien Natur erfreuen während der Wanderung fotografiert, und die man mit Musik untermalt, ohne Worte, einfach nur auf sich wirken  lassen konnte und in diesem Moment zum Träumen einluden. Diethelm Textoris erzählte spannend und kurzweilig, präsentierte auch alte Fotos von sich, seinen Eltern und Geschwistern , auch von alten Gebäuden die er alle passend an den richtigen Stellen in seinen Vortrag einblendete.

Mit wunderschönen Fotos um den Ortsteil Syburg endete der Lichtbildervortrag.

Vielleicht haben ja nun auch einige der Anwesenden dieses Abends selbst einmal Lust bekommen diese Wanderung zu machen. Alleine oder in einer Gruppe, ganz gleich, gesund ist es immer und es macht Spaß in der Natur das zu erleben was im Vortrag zu sehen war .

Dolf Mehring  bedankte sich bei Diethelm Textoris mit einem kleinen Präsent, und die Besucher bedankten sich mit einem kräftigen Applaus.

 

 

Text und Fotos: Wolfgang Schlesiger

Lichtbildervortrag „Wandern vor der Haustür“

Der Freundeskreis Wiesengrund-Westerfilde lädt zu einer Veranstaltung, mit einen besonderen Highlight im Rahmen seines monatlichen  Stammtischtreffens, für Dienstag  26.10.2021 18.00 Uhr  in die Gaststätte „Im schönen Wiesengrund“ (Saal/Gaststätte) Mosselde 58  44357 Dortmund ein.  Das  Stammtischtreffen findet jeden letzten Dienstag im Monat statt!

Wandern vor der Haustür-
Impressionen vom Dortmunder Rundweg

Lichtbildervortrag von Diethelm Textoris

Schloss Bodelschwingh

Viele von uns kennen von ihren Reisen die Urlaubsziele in fernen Ländern, erkunden bei ihren Wanderurlauben die Mittelgebirge, die Alpen und die Pilgerpfade im entfernen Spanien, Sicher haben all diese Reiseziele ihre Reize, aber -Hand aufs Herz- kennen wir auch die unmittelbare Umgebung unserer Heimatstadt Dortmund? Mit seinem Vortrag will der Referent Sie ermutigen, die Wanderschuhe zu schnüren und einmal vor der Haustür auf Entdeckungsreise zu gehen. Da gibt es z.B. den 130 Kilometer langen Rundweg um Dortmund. Begleiten Sie den Referenten auf dem Teilstück von Mengede über Bodelschwingh, Westerfilde, Lütgendortmund bis nach Hohensyburg, dem beliebten Ausflugsziel von früher bis heute. Sie werden überrascht sein, was alles am Wege zu entdecken ist: Schlösser, Herrenhäuser, Kirchen und schmucke Fachwerkhäuser, Natur pur oder kultiviert mit Wäldern, Wiesen und Feldern, Zeugen der Bergbau- und sonstigen Industriegeschichte und natürlich auch Einkehrmöglichkeiten in Biergärten und urigen Kneipen. Natürlich werden auch persönliche Eindrücke, Erlebnisse, Rückblicke, Anekdoten und nützliche Tipps bei diesem Vortrag nicht fehlen.

Der Eintritt zu dieser Veranstaltung ist frei / Spende erbeten!

Wir freuen uns auf euch. Bitte informiert über diesen Termin alle Interessierten! Für den Besuch der Veranstaltung gilt die 3G Regelung!

Es grüßt herzlich der Vorstand des Freundeskreises
i.A. Dolf Mehring

Text und Foto:  Dolf Mehring vom Freundeskreis Wiesengrund

Bearbeitung: Wolfgang Schlesiger

 

Die Bergmannssprache (10)

und die Sprache der Bergleute

Hinweis: Mit diesem Beitrag endet die Serie von 10 Beiträgen, die wir seit Anfang Juli veröffentlicht haben. Die vorhergehenden Beiträge können unter der Rubrik „Geschichtliches/Dorfgeschichten“  aufgerufen werden. Für Ihr/Euer Interesse an der Artikel-Serie sage ich für den Heimatverein-Bodelschwingh-Westerfilde und für mich ganz herzlichen Dank.

Unsere Hoffnung auf ein Ende der Corona-Pandemie hat sich bis jetzt leider nicht erfüllt. Deshalb: Bleibt stark, wachsam, geduldig und gesund! Herzlichst Ihr/Euer Otto Schmidt.

Ein persönliche Vorbemerkung.

Der Bergbau lässt mich nicht los, auch nicht im Ruhestand.

Anmerkung zur Abbildung:

Nach der Grubenfahrt auf dem Bergwerk Heinrich Robert um 1980 (nach einer Meßgeräte-Untersuchung).

Foto: Eckehard Jahnke

So empfinde ich noch nach vielen Jahren, nachdem ich 1999 in den Vorruhestand gegangen bin, nachdem 2018 das letzte aktive Steinkohlenbergwerk Prosper „dicht gemacht“ wurde.

„Die Bergmannssprache (10)“ weiterlesen

Rund um Schloß Bodelschwingh

Statt eines Vorwortes beginne ich dieses Mal mit der Erzählung über Erinnerungen und meinem Verständnis über ein Verhältnis und empfehle Euch/Ihnen, auch das Nachwort zu lesen.

Weihnachtsflair 2019

Rund um Schloss Bodelschwingh,

eine Aufschreibung persönlicher Erinnerungen

von Otto Schmidt

Über ein Verhältnis

Ein Verhältnis zu Menschen und Sachen hat man, wenn es sich in einem selbst über der Zeit entwickelt hat. Es kann ein loses, in Teilen auch widersprüchliches, von Kindheit und Zeitgeist geprägtes Verhältnis sein.

Über den Lebenskreis betrachtet, wird dieses Verhältnis in der Kindheit durch Phantasie und Wunschdenken idealisiert sein, dann im Erwachsenenalter weniger Bedeutung haben und im Alter neu bewertet werden.

In diesem Sinne habe ich ein Verhältnis zu den Menschen, den Bewohnern von Schloss Bodelschwingh, der Sozialstruktur ihres Lebens- und Wohnortes, der Geschichte des Hauses, meiner Bindung an die Wohnorte Bodelschwingh, Westerfilde und Dingen.

Eine Aufzählung als Stichpunktesammlung:

In unserer Nachbarschaft hatte ich als Kind besondere Bäume an einem Haus bestaunt: Robinien (auch Schein-Akazien). Frau Schaare, unsere Nachbarin von „Gegenüber“ in der Schloßstraße hatte auf dem Schloss Kochen und Hauswirtschaft gelernt. Die Robinien an ihrem Haus stammten vermutlich aus der Baumschule vom Schloss (der lag zwischen dem Kindergarten Kinderbusch und der Schlossmauer).

Ich kannte Frau Schaare als alte Frau, gekleidet mit einem schwarzen Kleid mit weißem Krägelchen und einer umgebundenen Kochschürze. Aus Erzählungen ihrer Tochter weiß ich, dass in ihrer Ausbildung auch Wissen über „Anstand“ und „Benimm“ vermittelt wurde.

Schloss Bodelschwingh war bis in die 60-er Jahre des vergangenen Jahres ein bedeutender Landwirtschaftsbetrieb und Arbeitgeber vieler Dorfbewohner.

Vom Hof Staupendahl führte ein Fußweg über den Kirchhof zur evangelischen Kirche. Den Weg bin ich gern mit meinem Kinder-Freund Bernd Staupendahl gegangen. Weg und Törchen gibt es heute noch (… und ist als Wegerecht im Grundbuch eingetragen).

Ende der 40-er Jahre: In der ehemaligen Rentei, in der früheren Veranda, in der Parkstraße wohnte ein Ehepaar, Flüchtlinge aus Ostpreußen. Die Frau stopfte Socken für unsere Familie; an den Mann kann ich mich nicht mehr erinnern. Die Wohnung war so kalt, dass Eisblumen auf den Fensterscheiben wuchsen.

Der Zweite Weltkrieg hatte Spuren hinterlassen. Wir Kinder entdeckten einen Stahlhelm der Wehrmacht im Wald gegenüber dem katholischen Friedhof an der Schloßstraße.

In den vorderen Schlosspark (Neue Weide) darf man hineingehen, bis zur Wassermühle, zum Gärtner Kay und zum Schlosstor.

Der Schlossgärtner und Jäger Wilhelm Kay und seine Frau verkauften zur Erntezeit Obst und Gemüse im Schlossgarten (heute Kräutergarten). Dazu hatten sie eine „Bude“, direkt am Eingangstor. Auf einer Tafel stand: „Bitte den Kindern abgezähltes Geld mitgeben.“ Bis ins hohe Alter hatte ich geglaubt, dass die Eheleute den Garten als Zubrot selbst bewirtschafteten und das das Bezahl-Geld ihnen gehörte. Nach der Rede einer der Töchter verkauften sie die Erträge des Gartens im Auftrag der Familie zu Knyphausen. … Was sich Kinder so denken …

Die nächste Generation der Schlossbesitzer vermarktete dann ihre Produkte selbst: Die Schlossherrin betrieb eine Hühnerfarm und belieferte die Kunden persönlich.

Die Feldscheune am Verbindungsweg vom Schloss zur Straße Im Odemsloh war uns Kindern unheimlich. Später geschah hier ein Mord an einem Kind…

Der Verwalter vom Schloss, Herr Eckey, passte auf, das kein „Unberechtigter“ den Schlosshof betrat. Er konnte aber nicht überall zur gleichen Zeit sein.

Carl Reichsfreiherr zu Innhausen und Knyphausen Graf von Bodelschwingh-Plettenberg ist 1958 verstorben. Er wurde auf dem Familienfriedhof am Tempel der Ruhe beerdigt.

Wir Kinder haben den Leichenzug von der evangelischen Schlosskirche und dann zum Friedhof, zum Tempel der Ruhe durch den Zaun am Kinderbusch beobachtet. Anschließend an die Familie und Honoratioren wurde der Tote von Mitgliedern des Johanniter-Ordens begleitet. Sie trugen weite schwarze Mäntel und auf dem Kopf einen Dreispitz. Eine Blaskapelle spielte Trauermusik.

Der Sarg mit dem Verstorbenen ruhte auf einer Lafette und die wurde durch ein schwarz verhülltes Pferd gezogen.

Der Schlosspark mit dem sich anschließenden Wald war mit einem Zaum eingefriedet; der Familienfriedhof mit einer Mauer umgeben. Park und Friedhof waren durch verschließbare Tore gesichert. Durch den Bau der Autobahn A 45 mit der Unterbrechung der Ahorn-Allee zum Friedhof hat sich vieles verändert …

In der Schlossmauer am Teehaus befand sich eine Holztür ohne Fenster. Was war wohl dahinter? Der Osterhase mit einem Vorrat an Eiern? Wer hatte den Schlüssel zu der Tür?

Wann ist das Eis auf der Schloss-Gräfte dick genug zum Schlittschuh laufen? Wenn das Gatter am Weg zur Gräfte offen steht.

Wann durfte auf dem Bodelschwingher Berg Schlitten gefahren werden?

Wenn das Gatter zur Weide an der Schloßstraße offen stand. Heute würde die Fahrt durch die Autobahn A45 unterbrochen.

Schlittenfahren auf dem Bodelschwingher Berg war bei uns Älteren auch sehr beliebt, um Schulmädchen zu treffen. Der Waldsaum auf dem Berg diente dabei als Promenade.

Am Ende der Rodelbahn, weit vor der Hausgräfte, gab es einen Tümpel mit Schilfdickicht. Wer hier hineingefahren war, wurde von anderen gemieden, er stank fürchterlich…

Wer kein zweites Paar Winterschuhe hatte, musste oft einen Tag Pause einlegen, bis die Schuhe wieder trocken waren. Das Stopfen der Schuhe mit alter Tageszeitung lernte sich dann von selbst.

 

Links vom Turm stand ein kleines Häuschen, nur mit einer Tür. Uns Kindern wurde erzählt, dass Kinder dort eingesperrt würden, wenn sie etwas Unrechtes getan hätten. So richtig „zog“ das aber nicht, weil es unglaubwürdig war (viel später versorgte Käptn Blaubeer seine Enkel mit solchen „Räuber-Pistolen“).

Vor dem Zweiten Weltkrieg wohnte der Jäger von Schloss Bodelschwingh im Turm. Der ging nur am Kirmesmontag in die Dorfgemeinde; so erzählten es die Leute.

War der Turm auch Versammlungsort des Kriegervereins?

Der Rede der ehem. Rektorin der Kellerkamp-Grundschule nach ist diese Vermutung berechtigt. Wer weiß mehr darüber?

Der Osterhase versteckte für die Kinder Eier im Schlosspark (Neue Weide), die oft im Kinderbusch (hinter der Schlossmauer) zum zweiten Mal gefunden wurden.

Das Tee- oder Billardhäuschen im englischen Landschaftspark hinter dem Schloss fasziniert Jung und Alt und auch ungebetene Gäste (harmlose oder auch gefährliche). Das Teehaus wurde „abgefackelt“.

Einen „Garagenfund“ gab es auch im Schlossgarten: Ein VW-Käfer. Der stand in einer Wellblechgarage (mit gebogenem Wellblech-Dach) und war nach der Abmeldung wohl vergessen worden. Ich meine zu wissen, wem er gehörte, verrate aber nichts.

Der Kinderbusch und die Kollerwiese, ein Ort der (Sinnen)Freude für jung und alt, aber auch manchmal ein unheimlicher Ort.

Lesen macht schlau: Bodelschwingh hatte mehrere Brauereien, eine davon gehörte zu der  Vorburg von Schloss Bodelschwingh; 1830 wurde in der Chronik der beiden Pfarrer Bäumer (Vater und Sohn) mittelbar mitgeteilt:

Zitat: Neubauten

Der H. Kammerherr Freiherr von Bodelschwingh ließ in diesem Jahr das neue Gebäude bey seinem Hofe erbauen in welchem sich der Pferdestall und die Brauerei befindet.

Warum heißt das Flur(Wald)stück Grutholz in Castrop-Rauxel (Deininghausen) so wie es heißt? Weil die (oder das?) Grut) als Gewürzmischung (mit Port?) Bestandteil des selbst gebrauten Bieres war. Der Wald gehörte zu Schloss Bodelschwingh.

Die Quelle des Bodelschwingher Baches (und auch der Bachlauf zur Schloss-Gräfte) ist „arm dran“, weil „wilde Müll-Kipper“ den Ort verschandeln.

Wie geht es weiter: Wir können das ganze Jahr den neuen Park besuchen, die Sicht auf das Schloss und den englischen Landschaftspark genießen. Wir respektieren die Privatsphäre der Familie zu Knyphausen und ihrer Hofgemeinschaft. Zweimal im Jahr, zu den Veranstaltungen Gartenflair und Weihnachtsflair, haben wir Zutritt zu dem inneren Hof- und Gartenbereich.

Wir können heute aufschreiben, was uns wichtig und wert erscheint und uns mit ein bisschen Glück später daran erinnern.

 

Von Herz zu Herz: Zwei Gedichte und ein Zitat zum Schluss.

Vorfrühling

In dieser Märznacht trat ich spät aus meinem Haus.

Die Straßen waren aufgewühlt von Lenzgeruch und grünem Saatregen.

Winde schlugen an. Durch die verstörte Häusersenkung ging ich weit hinaus

bis zu dem unbedeckten Wall und spürte: meinem Herzen schwoll  ein neuer Takt entgegen.

 

In jedem Lufthauch war ein junges Werden ausgespannt.

Ich lauschte, wie die starken Wirbel mir im Blute rollten.

Schon dehnte sich bereitet Acker. In den Horizonten eingebrannt

war schon die Bläue hoher Morgenstunden, die ins Weite führen sollten.

 

Die Schleusen knirschten. Abenteuer brach aus allen Fernen.

Überm Kanal, den junge Ausfahrtswinde wellten, wuchsen helle Bahnen,

in deren Licht ich trieb. Schicksal stand wartend in umwehten Sternen.

In meinem Herzen lag ein Stürmen wie von aufgerollten Fahnen.

 

Ernst Stadler (*1883 in Colmar, +1914 in Zandvoorde bei Ypern), Weltkriegs_Lyrik

 

… Trotz des Zigarrenrauches roch es bereits nach Frühling. Aus der Ferne war das aufgeregte Rufen von Kindern zu hören, die noch nicht im Bett waren. …

Maarten´t Hart, Die Jakobsleiter

 

So oder so

Die handeln und die dichten,

Das ist der Lebenslauf,

Der eine macht Geschichten,

Der andre schreibt sie auf,

Und der will beide richten;

So schreibt und treibt sich´s fort,

Der Herr wird alles schlichten,

Verloren ist kein Wort.

Joseph von Eichendorff

 

Nachwort zum Text: Rund um Schloss Bodelschwingh

 

Meine Erinnerungen von Schloss Bodelschwingh gründen sich auf

* Erzählungen meiner Mutter, meines ältesten Bruders, der Nachbarn,

* den Gesprächen mit den Bewohnern der Vorburg vom Schloss,

* meinen Eindrücken als Bewohner von Bodelschwingh,

* der Veröffentlichung von Pressmitteilungen,

* dem Sonderdruck Bodelschwingh, Haus – Dorf -Herrschaft von 1964,

* der Bodelschwingher Kirchengeschichte von Adolf Esser,

* der Bodelschwingher Dorfchronik der beiden Pfarrer Bäumer (Vater u. Sohn),

* den Bildern von Schloss und Park/Haus Bodelschwingh u. a. von Friedrich Schopohl jun..

Und jetzt, aktuell:

Das Corona-Virus lässt uns noch nicht los. In der Woche vor Ostern 2020 wird uns das besonders deutlich. Wir alle haben jetzt Zeit gehabt, darüber nachzudenken wie wichtig es ist, miteinander zu leben, miteinander Kontakt zu halten.

Das ist nur eingeschränkt möglich; scheinbare Kleinigkeiten im Miteinander werden zur echten Hürde. Da besinnen wir uns, dass das Handy oder Mobiltelefon, der e-mail-Kontakt (in diesem Sinne) virenfrei ist.

Wir haben also ein Fenster, das wir zu Verwandten, Freunden, Nachbarn weit und ohne Angst aufmachen können!

In unseren Gedanken und Gesprächen spazieren wir miteinander hinaus in unsere kleine Welt -Bodelschwingh und Westerfilde- die uns verbindet.

Viele Themen werden hier nur angerissen, sollen zu Fragen, Nachforschungen, Gesprächen, zum Nachdenken anregen.

So ist dieser Beitrag gemeint: Eine Sicht auf das Schloss Bodelschwingh und seine Bewohner: persönlich, subjektiv, unvollständig, über Jahrzehnte gesammelt, immer respektvoll.

An dieser Stelle sprechen wir vom Heimatverein Bodelschwingh und Westerfilde für die Familie zu Knyphausen den Wunsch aus, dass sie möglichst bald eine Planungs-Sicherheit für ihre diesjährigen Veranstaltungen erhält.

Wir sind in Gedanken bei Ihnen!

Den Lesern und all unseren Freunden wünsche ich: Bitte bleibt gesund.

Karfreitag 2020,

herzlichst, Ihr Otto Schmidt