Westfalen 1933-1945 „Unterm Hakenkreuz“
Am 8. Mai 1945 endete der zweite Weltkrieg, der mehr als 60 Millionen Menschen das Leben gekostet hat. Was die Nachkriegsgenerationen dabei besonders interessiert, ist die Frage, wie es dazu kommen konnte. Wie hat die Rassenideologie Einzug in das tägliche Leben nehmen können? Wie konnten die Nazis beinahe alle Bereiche des gesellschaftlichen Lebens mit ihrem Gedankengut verseuchen? Warum hat der allergrößte Teil der Bevölkerung das alles einfach mitgemacht?
Bei unserem Monatstreffen am 12. November 2024 werden wir dies zum Thema machen. Wir laden um 19:00 Uhr ein in das Begegnungszentrum der AWO in Dortmund-Westerfilde, Speckestrasse 19. Durch den Abend führen wird Gerd Obermeit.
Er sagt dazu: „Gerne würden wir Überlebende aus jener Zeit befragen, aber aktiv am Geschehen beteiligte Menschen gibt es aus Altersgründen heute leider nicht mehr viele. Es existieren aber zahllose Dokumente, Bilder und Filmaufnahmen, die uns etwas über diese Zeit erzählen können.„
Nun hat der Landschaftsverband Westfalen-Lippe dieses Thema zu einer bewegenden Filmdokumentation werden lassen. Teile daraus werden wir uns während des Monatstreffens gemeinsam ansehen. Nachfolgend aber zunächst ein Ausschnitt aus dem Einführungstext des LWL:
Bewegende und gelegentlich auch bedrückende Einblicke in die Alltagsgeschichte der NS-Zeit in Westfalen-Lippe eröffnet eine Filmdokumentation, die das LWL-Medienzentrum für Westfalen 2024 unter dem Titel „Unterm Hakenkreuz. Westfalen 1933-1945 im Amateurfilm“ produziert hat.
Die Dokumentation beleuchtet die Zeit des Nationalsozialismus in Westfalen-Lippe – vom privaten Glück der ersten Jahre bis zum „Krieg an der Heimatfront“. Ihre Grundlage bilden Amateurfilme, die im Filmarchiv des LWL-Medienzentrums archiviert werden. Viele von ihnen sind dem LWL-Medienzentrum von Heimatvereinen und Kommunalarchiven anvertraut worden. Insgesamt wurden für das Projekt über 200 Filme gesichtet, rund 60 Filme aus allen Teilen Westfalen-Lippes sind in die 70-minütige Filmdokumentation „Unterm Hakenkreuz“ eingeflossen.
Amateurfilme sind eine bislang wenig beachtete Quelle zur regionalen Geschichte des ‚Dritten Reiches‘. Sie zeigen nicht nur, wie das öffentliche Geschehen im Sinne der NS-Ideologie umgestaltet wurde, sondern auch, wie sich der Nationalsozialismus seinen Weg bis in die privaten Räume der Familie bahnte. Zwar liefern auch Amateurfilme oft genug einen inszenierten Einblick in das Alltagsleben der Menschen. Trotzdem eröffnen sie neue Perspektiven auf bekannte Fragestellungen und zeigen zum Beispiel, wie scheinbar normal das Leben im „Dritten Reich“ weiterging.
In zehn thematischen Kapiteln zeigt die Filmdokumentation, wie die NS-Diktatur buchstäblich bis ins letzte westfälische Dorf vordrang und wie sich der Alltag in der westfälischen Provinz vor und im Zweiten Weltkrieg veränderte. Am Anfang steht das „private Glück“, welches sich in Familien-, Freizeit- und Urlaubs-Aufnahmen präsentiert. Auch in solchen, oft fast intimen Bildern zeigt sich der schleichende Einbruch des Nationalsozialismus in den Alltag der Menschen. Weitere Filmkapitel widmen sich öffentlichen Festen und Feiern. Anschaulich wird deutlich, wie die Nationalsozialisten traditionelle Schützenfeste und Ehrentage für sich vereinnahmten und neue Jubelfeste etablierten. Auch die Selbstinszenierungen der Partei und ihrer Untergliederungen, wie Hitlerjugend und Reichsarbeitsdienst, sowie Aufmärsche des militarisierten Staates wurden von Filmamateuren in den Fokus genommen. Den bedrückenden Abschluss der Filmdokumentation bilden Aufnahmen vom Krieg im besetzten Europa und in der kriegszerstörten Heimat. Alle Szenen wurden vom LWL-Medienzentrum sorgfältig mit einem Off-Kommentar unterlegt und zurückhaltend musikalisch vertont.
Wir verfügen zwar als lokaler Heimatverein nicht über eigenes Filmmaterial aus dieser Zeit, werden aber Fotodokumente zeigen, die belegen, dass und wie sich auch in unserem Lebensbereich das Leben in der NS-Zeit verändert hat. Dabei geht es uns nicht um die Aufdeckung persönlicher Verfehlungen Einzelner, sondern um das Aufzeigen analoger Vorgänge zu den im Film gezeigten Entwicklungsschritten.
Zwischen den verschiedenen Filmkapiteln wird es Zeit geben zum Gespräch über das zuvor Gesehene. Was macht das mit uns, wenn wir über die aktuelle politische Lage bei uns und anderswo nachdenken?
Es mag ungewöhnlich sein, ein solches Thema in einem Monatstreffen zu behandeln. Es ist uns aber ein wichtiges Anliegen, denn wir haben zwei Leitthemen des Vereins, die es angeht:
Geschichte bewahren
Zukunft mitgestalten
- Gegen das Vergessen.
- Damit sich negative Geschichte nicht wiederholen kann.