Klümpchen vonne Bude…

Kreuzung Deininghauser Straße/ Schloßstraße, Klümpchenbude mit Opa Fuge (l). Hier gab es auch Knickerwasser. Im Hintergrund: „Wieses Kotten“, heute Heim der Familie Vollmer. Foto: Archiv Heimatverein

…aber die Bude ist weg!

Jaja, die „Bude“ – oder „Selter(s)bude“, eher großspurig „Trinkhalle“, heute eher „Kiosk“ – für alle Kinder der Nachkriegsgenerationen (und nicht nur die) ein Begriff, eine Institution, wo man zwanzig oder dreißig Pfennig von Mama oder Oma in Süßigkeiten oder im Sommer in „Brause“ umsetzte.

Nicht nur, aber ganz besonders bei uns, im Ruhrgebiet zu finden. Früher selbstverständlich, überall – vorwiegend an Straßenecken – zu finden, immer offen, immer lecker.

Inzwischen nicht mehr so oft zu finden, seitdem Supermärkte bis 22 Uhr offen sind und Tankstellen eher Lebensmittel, Bier und Süßwaren verkaufen als Benzin und eines der Alleinstellungsmerkmale der Bude: noch offen auch nach der gesetzlichen Ladenschlusszeit – raubten.

Witz aus jener Zeit:

Fragt der Mantafahrer den Passanten: „Wo geht’s denn hier nach Aldi?“ Korrigierender Hinweis des Passanten: „ZU Aldi!“ Mantafahrer: „Wat denn, schon halb sieben durch?“

Aber die Bude ist inzwischen Kulturgut, wie ein Bildband von Dietmar Osses (Hrsg.: Die Bude. Trinkhallen im Ruhrgebiet. Herausgegeben im Auftrag des LWL-Industriemuseums. Klartext Verlag Essen 2009) und sein Artikel darin Von der Seltersbude zum Telefonshop (1), zeigt.

Auch Ausstellungen zur „Bude“, der Tag der Trinkhallen 25.08.2018 unter dem Titel „Kumpels, Klümpchen & Kultur“ und WDR-Geschichten (2) dazu zeigen die Buden und ihre Leute – die Betreiber drinnen und Kunden draußen.

Tja, die Bude – Motto: „Wir ham allet, watte brauchs, wat wir nich ham, brauchse auch nich!“ – Wolfgang und ich kamen eher zufällig zu diesem Thema.

Wir forschen derzeit in unserem Archiv zum Thema „Lebensmittelgeschäfte in Bodelschwingh und Westerfilde“, aufbauend auf den Vorarbeiten von Otto Schmidt zum Thema „Gewerbe in Bodelschwingh und Westerfilde“ – und kamen dann über die Erinnerungen an eine Filiale des Lebensmittelhändlers Radü, die sich mal Im Orde im ehemaligen kleinen Völkmann-Autopavillion an der Ecke Kösterstraße befand, darauf, dass es im Orde doch auch mal Buden gab.

Und die lagen auf unserem gemeinsamen Schulweg:

zuerst dem zur Freigrafen-Volksschule an der Bodelschwingher Straße, zu der wir vier Jahre lang aus dem Göllenkamp und von der Deininghauser Straße durch Im Orde und Bermesdicker Straße stiefelten,

später dem zur Straßenbahnhaltestelle der Linie 5 oben am Wachteloh, von wo aus wir in die Stadt zu unseren Schulen fuhren.

Aber wo waren die Buden?

Eine Im Orde an der Ecke zur Richterstraße und eine ein Stückchen weiter auf der anderen Straßenseite an der Ecke zum Wachteloh!

Was wir bisher herausgefunden haben:

  • die Bude an der Ecke zur Richterstraße wurde betrieben von (und gehörte wohl auch) Quenter,
  • die Bude an der Ecke zum Wachteloh gehörte dem Eigentümer des Hauses Wachteloh 1, dem Gem. Spar- und Bauverein Bodelschwingh e.G., der sie – weil seit langer Zeit nicht mehr genutzt – 1975 abreißen ließ und durch Garagen ersetzte. Wer sie betrieben hat, ist uns bislang nicht bekannt.

Bilder der Buden haben wir keine gefunden, auch keine Datierungen, wann diese Buden betrieben wurden und von wem (außer Quenter).

Unsere Bitte nun an Euch: habt Ihr Erinnerungen an diese Buden, wisst Ihr mehr, Genaueres? Und im Idealfall: habt ihr Bilder davon?

Wisst Ihr noch von anderen Buden in Bodelschwingh und Westerfilde, die nicht mehr existieren? Erinnerungen, Fotos, was auch immer?

Über jeden Hinweis würden wir uns freuen! Bitte wendet Euch dann an Wolfgang oder mich (Email: slmmnps12@gmx.de) bzw. an die Heimatvereinsadresse.

(1) siehe https://www.lwl.org/wim-download/pdf/Aufsatz_Osses_Seltersbude_Trinkhalle.pdf

(2) siehe https://reportage.wdr.de/tag-der-trinkhalle-9c9f9622-b891-4a5e-8f86-74aaddc18f6b#20672

Text: Hans-Joachim Schroeter